Positive Psychologie - Mehr als Schönfärberei und ein großer Stabilitätsfaktor in Unternehmen

 

730x300- Handwerker in Werkstatt vor Plänen

Stellen Sie sich einmal vor, die Nachrichten berichten nicht mehr über die z. T. unerträglichen Tatsachen der Weltpolitik, sondern darüber, wie viele gute Taten auf dem jeweiligen Kontinent an diesem Tag von Menschen verübt wurden. Vermutlich würden wir uns wundern. Doch genau dies erklärt den Begriff „Positive Psychologie“ am ehesten.

Die positive Psychologie widmet sich nämlich nicht der Entstehung von z. B. Depressionen. Sie schaut viel mehr nach den Ursachen für ein glückliches Leben, sowohl im privaten als auch im beruflichen Kontext. Als Vorreiter ist hier der Psychologie-Professor Martin Seligmann zu nennen, welcher Ende der 1990iger Jahren mit einem Forscherteam zu einem Umdenken innerhalb der Psychologie aufrief. Er stellte die Frage nach den Voraussetzungen für ein zufriedenes Leben.

Herauskristallisiert haben sich, wissenschaftlich fundiert, fünf Eigenschaften, die für ein gelungenes Leben gelten. Diese Voraussetzungen prägen das Akronym PERMA, welches aus den Anfangsbuchstaben der jeweiligen Eigenschaft zusammengesetzt ist: P = Positive Emotionen, E = Engagement, was so viel bedeutet wie „in einer Sache ganz aufgehen“ und dem mittlerweile gebräuchlichen Begriff „Flow“ ähnelt, R = Relationship (Beziehungen), M = Meaning (Sinn) und A = Achievment (Erfolgserlebnisse).

Schauen wir hier einmal ganz kurz in die Arbeitsweise der positiven Psychologie dann ist die „Dankbarkeitsübung“ ein sehr dankbares Beispiel ;-): Schreiben Sie täglich am Abend 3 Punkte auf, für die Sie an diesem Tag dankbar sein können. Machen Sie dies über den Zeitraum von 4 Wochen täglich (gerne auch darüber hinaus) und prüfen Sie, was mit Ihrer Lebenszufriedenheit passiert.

Bezogen auf das Unternehmen, das Team oder das BR-Gremium lassen sich alleine unter dem Gesichtspunkt PERMA verschiedene Fragestellungen und damit Entwicklungsmöglichkeiten für ein gelingendes Miteinander herleiten:

P = Positive Emotionen - „Was macht gute Gefühle?“ - „Worauf können wir vertrauen?“ - „Was stärkt uns?“

E = Engagement - „Wer hat welche Stärken?“ - „Wer fühlt sich mit welcher Aufgabe am wohlsten?“ - „Wo sieht der Einzelne am wenigsten Widerstände?“

R = Relationship (Beziehungen) - Gute Beziehungen, die sich echt und ehrlich anfühlen tragen zum Wohlbefinden bei. „Wo sind Beziehungen gestört und warum?“ - Schnellere Lösungen würden angestrebt und nicht weiter gehofft, dass „sich das schon von alleine gibt“. Denn eines ist sicher: Wir sprechen immer von Nachhaltigkeit in den Unternehmen. Aus meiner Erfahrung weiß ich, dass wenig in den Unternehmen nachhaltiger ist als ein gärender oder ungelöster Konflikt, selbst dann noch, wenn eine der beiden Konfliktparteien gar nicht mehr im Unternehmen ist.

M = Meaning (Sinn) - Ein passendes, wenn auch nicht schönes Beispiel dafür sind „Change-Prozesse“ in Unternehmen. Diese scheitern häufig daran, dass die Mitarbeiter nur wenig darüber informiert werden, z. B. warum der Verkauf stattgefunden hat, die aktuellen Veränderungen anstehen und warum der Übergang in den allermeisten Fällen holprig und langwierig ist. Würden hier die Wichtigkeit der Sinnhaftigkeit rechtzeitig erkannt und die Mitarbeiter vertrauenswürdig, klar und kontinuierlich über den jeweils aktuellen Stand der Veränderung informiert, dann wäre der Sinn klar und die Mitarbeiter wären deutlich motivierter. Dies erlebe ich immer wieder in der Begleitung von Unternehmen, wenn diese bereit sind den Change-Prozess für die Mitarbeiter transparent zu machen.

A = Achievment (Erfolgserlebnis) - Menschen brauchen die Erfahrung, dass ihr Einsatz etwas Positives nach sich zieht. Ein erreichtes Ziel, eine Anerkennung, die Erfahrung von „Yes, we can!“ motiviert und zeigt allen Beteiligten, dass die gewählten Maßnahmen und die vorhandenen Kompetenzen dazu führen, dass ein gemeinsames Ziel erreicht werden kann.

Sorgen wir in den Unternehmen, den Teams und den Gremien doch besser dafür, dass wir Berücksichtigen, welche Beziehungen, Aufgaben und Voraussetzungen geeignet sind eine Zufriedenheit bei allen Beteiligten zu ermöglichen - statt immer nur darauf zu schauen, wie wir die Dinge „weg bekommen“, die stören und behindern.

Vielleicht liegt genau in diesem Ansatz die Chance, dass wir am Ende des Tages auf die Positivliste mehr als 3 Punkte setzen können, für die wir an diesem Tage dankbar sind...