Für viele von Ihnen haben wir in den letzten Jahren für die Kindernothilfe gespendet und damit Kinder und Erwachsene eines konkreten Projekts in Nordindien unterstützt. Stolze 73.500,00 € sind bisher (Stand 12.2022) zusammengekommen. Dafür sagen wir noch einmal herzlichen Dank!
Da weltweit Kinder dringend auf Unterstützung angewiesen sind, haben wir uns entschieden, die Spenden zukünftig nicht mehr konkret für ein Projekt an die Kindernothilfe weiterzuleiten. Ab sofort überlassen wir es der Kindernothilfe zu entscheiden, wo das Geld am nötigsten gebraucht wird und es eingesetzt werden kann. Wir hoffen, dass das auch in Ihrem Sinne ist.
Damit Sie wissen, was mit Ihrer Spende in der Vergangenheit finanziert wurde, haben wir den Bericht 04/18 – 09/19 des ausgewählten nordindischen Projektes für Sie zusammengefasst.
In Indien lebt mehr als ein Drittel der Bevölkerung unterhalb der Armutsgrenze. Die Dalits, Nachfahren der indischen Ureinwohner, sind besonders betroffen. Sie leben in Nordindien mittellos am Rande der Gesellschaft und sind massiven Diskriminierungen ausgesetzt. Um überleben zu können, müssen bereits die Kinder unter ausbeuterischen Bedingungen in den Ziegelbrennereien der Region arbeiten. Damit der Teufelskreis aus Armut, Ausbeutung und Kinderarbeit durchbrochen wird, errichtet die Kindernothilfe mit ihrer Partnerorganisation vor Ort Förderschulen. Diese eröffnen den Kindern einen Weg raus aus den Ziegelbrennereien – durch Bildung. Auch die Gesundheitsversorgung soll verbessert und Frauen über Selbsthilfegruppen gestärkt werden.
Überschwemmungen durch starken Monsunregen richten immer wieder große Verwüstungen an und gefährden die Menschen. Auch im letzten Jahr. Ganze Dörfer und Felder wurden überflutet und rissen teilweise Häuser und das ganze Hab und Gut mit sich. Die Dorfbewohner mussten sich in höheren Regionen in Sicherheit bringen.
Da die Wasserpumpen zerstört waren, tranken die Menschen Wasser aus den Fluten. Das und auch unhygienische Bedingungen führten zu Krankheiten wie Durchfall und Hautkrankheiten.
Die Kindernothilfe leistete armen Familien aus acht Dörfern humanitäre Hilfe. Sie stellte Nahrungsmittel und elementare Hilfsgüter zur Verfügung. Die Bewohner erhielten z. B. Moskito-Netze, Kerzen, Seife, trockene Kleidung, Planen, Behältnisse oder Tabletten zur sicheren Wasseraufbereitung.
Rund um die Themen Wasser und Entsorgung wurde in zehn Trainings erläutert, wie Krankheiten durch unsauberes Wasser verbreitet werden. Im Hinblick darauf, dass die Menschen nur sauberes Wasser trinken sollen, wurde ihnen erläutert, wie Wasser aufbereitet werden muss, damit es ungefährlich ist. Weiterhin wurden Desinfektionsmaßnahmen ergriffen.
In 20 Gesundheitscamps wurden ca. 2.000 Menschen medizinisch untersucht und mit notwendigen Medikamenten versorgt.
Die Kinder fanden in fünf Kinderzentren, den „Child friendly Spaces“, einen sicheren Ort. Sie wurden dort mit Essen und Milch versorgt und konnten dort täglich sechs Stunden spielen und die Schrecken der Flut vergessen.
Abgesehen von der humanitären Hilfe, die in Zeiten der Flut im Fokus lag, wurden zahlreiche Maßnahmen zur Entwicklung der lokalen Bevölkerung fortgeführt. Um die Kinder besser aufwachsen zu lassen, ist es wichtig, sich auch an die Eltern zu wenden und ihre elterliche Fürsorgefähigkeit zu stärken. Daher wurden Bildungsmöglichkeiten für Kinder bzw. Fortbildungskurse für Frauen geschaffen, Selbsthilfegruppen gestärkt, die Gesundheitsversorgung verbessert und für die Rechte der Kinder sensibilisiert.
Die Umsetzung ist jedoch leider oft schwierig. Daher haben viele von ihnen später kaum Chancen auf einen qualifizierten Job und können die Armut nicht durchbrechen. Oft verdienen die Eltern auch nicht genug, um die Familie zu ernähren. So sind auch die Kinder gezwungen, Geld zu verdienen. Viele Kinder gehen nie oder nur sehr unregelmäßig zur Schule. Bleiben sie Analphabeten, setzt sich der Teufelskreis auch in der nächsten Generation fort.
Der Partner der Kindernothilfe vor Ort hat daher fünf informelle Bildungszentren eingerichtet. Hier werden 415 Kinder ab der ersten Klasse in den Kernfächern unterrichtet. Die Einteilung in die Klassen erfolgt nach Leistungsniveaus. Die Schüler sollen sich hier an den Unterricht gewöhnen, langfristig auf eine staatliche Schule wechseln und dort ihren Abschluss machen. 37 Kindern ist das gelungen.
Erwachsenen werden Fortbildungen angeboten, damit sie durch bezahlte Arbeit in der Lage sind, für den Unterhalt der Familie aufzukommen. 111 Frauen lernten Sticken und Schneidern und 42 von ihnen tragen aktiv zum Lebensunterhalt bei.
Viele Eltern im Projektgebiet wissen nicht, welche Rechte Kinder haben - geschweige denn, dass sie überhaupt Rechte haben. Die Durchsetzung dieser Rechte ist eine langfristige Aufgabe. Dazu wurden Eltern-Lehrer-Gespräche geführt. Darin berichten die Lehrer über die Fortschritte der Kinder und die Wichtigkeit eines kontinuierlichen Schulbesuchs. Mit dem Ziel, dass die Eltern den Schulbesuch ihrer Kinder mehr und mehr aktiv unterstützen und das Recht auf Bildung in die Praxis umgesetzt wird. Zusätzlich wurde mit den Dorfbewohnern über die negativen Auswirkungen der Kinderarbeit gesprochen. Auch lokale Behördenmitarbeiter mussten dahingehend aufgeklärt werden. Neben Kinderrechten werden auch Frauenrechte thematisiert – für mehr Gleichberechtigung.
In 12 Gesundheitscamps wurden die Menschen untersucht und behandelt. Darüber hinaus bekamen sie Tipps zur Krankheitsprävention und erster Hilfe.
Selbsthilfegruppen (SHG)
In Selbsthilfegruppen wurde Hilfe zur Selbsthilfe gegeben. Frauen werden in sozialschwachen indischen Haushalten stark benachteiligt. Sie gehören zu den Ärmsten der Armen und sind oft ohne Hoffnung. In den SHGs werden sie wirtschaftlich, sozial und politisch gestärkt und schaffen es dadurch auch das Leben ihrer Kinder positiv zu beeinflussen.
Ihnen wird Wissen und Know-how vermittelt. Sie lernen dort, wie sie durch die Zusammenarbeit im Team langfristig ihre eigenen Ziele verwirklichen und kleine Geschäftsideen realisieren können. In ca. 25 Gruppen mit insgesamt 410 Mitgliedern lernen sie kleine Beträge gemeinsam anzusparen und darüber Buch zu führen. Aus dem gemeinsam angesparten Geld vergeben die Frauen untereinander Darlehen für kleine Geschäftsideen. Sie treffen sich regelmäßig, diskutieren sinnvolle Investitionen und geben sich gegenseitig Halt. Sie stellen fest, dass sie nicht alleine sind und finden gemeinsam Lösungen.
Die Frauen wurden nicht nur zu den Grundzügen der Buchhaltung geschult, sondern lernten auch rechnen und schreiben und die Frauen- und Kinderrechte kennen. Das stärkt ihr Selbstbewusstsein und sie schafften es selbstständig Schritt für Schritt Probleme anzugehen und ihr Leben zu verbessern.
Ein tolles Projekt, dank Ihrer Hilfe!