Vom Wahlkampf in den Alltag: Vor den Betriebsratswahlen haben die Kandidat*innen eine hohe Präsenz bei der Belegschaft. Sie sind bei den Kolleg*innen vor Ort, für Vorstellungsrunden oder Arbeitsplatzbesuche, sind sichtbar auf Plakaten, Flyern oder im Intranet. Doch wie geht es nach der BR-Wahl weiter? Diese drei Tipps für die Öffentlichkeitsarbeit des Betriebsrats können dabei helfen, den Schwung aus der Wahl mitzunehmen, um weiterhin mit der Belegschaft in gutem Kontakt zu bleiben.
Öffentlichkeitsarbeit ist Beziehungsarbeit – nicht umsonst spricht man im Englischen von „Public Relations“, also den Beziehungen zur Öffentlichkeit. Im Falle des Betriebsrats ist diese „Öffentlichkeit“ die Belegschaft – also die Kolleg*innen. Kontakt, Kommunikation und Interaktion sind zentrale Bausteine einer gelungenen Beziehungsarbeit. Und gute Beziehungen sind für die Betriebsratsarbeit elementar wichtig.
Als Betriebsratsmitglied sind Sie für Ihre Arbeit wesentlich auf ein vertrauensvolles Verhältnis und einen guten Draht zur Belegschaft angewiesen. Je mehr die Kolleg*innen hinter ihrem Betriebsrat stehen, desto machtvoller und selbstbewusster kann er in seinen Forderungen gegenüber dem Arbeitgebenden auftreten. Ansprechbar zu sein und immer ein offenes Ohr zu haben, hilft dem Betriebsrat, Probleme im Unternehmen frühzeitig wahrzunehmen und bei den Entscheidern anzusprechen.
Diese drei Tipps können Ihnen dabei helfen, durch Öffentlichkeitsarbeit gute Beziehungen zur Belegschaft aufzubauen und zu pflegen:
Ganz gleich, ob das Betriebsratsgremium neu besetzt ist, oder zum großen Teil aus alten Hasen besteht: wichtig ist, dass die Kolleg*innen ihre Interessensvertreter*innen kennen. Um Kontakt mit meinem Betriebsrat aufzunehmen, muss ich erst einmal wissen, wer das überhaupt ist. Ein erster Schritt nach der Wahl sollte daher sein, den Kolleg*innen die Fragen zu beantworten: Wer sind meine Ansprechpartner*innen im BR? Woher kommen die Kolleg*innen? Wer davon ist in „meinem“ Bereich? Wer ist wofür zuständig?
Ob diese Informationen analog über Aushänge am schwarzen Brett oder digital per Newsletter erfolgen, ist zweitrangig. In jedem Betrieb ist die Mediennutzung unterschiedlich. Für eine persönliche Note und eine Wiedererkennbarkeit braucht es hier jedoch unbedingt eine Kommunikation mit Foto. So kann es gelingen, einen ersten persönlichen Bezug herzustellen. Denn den einen oder die andere habe ich als Kolleg*in vielleicht schon auf dem Flur getroffen, ich kenne sie oder ihn aus der Kantine oder vom Parkplatz. Das macht den Betriebsrat nahbar: Natürlich gehe ich als Kolleg*in lieber auf ein Betriebsratsmitglied zu, das ich (wenn auch nur vom Sehen her) kenne, als auf eine fremde Person.
Damit Gespräche und Austausch mit den Kolleg*innen ihres Betriebs entstehen, können Sie als Betriebsrat gezielt Möglichkeiten zur Interaktion anbieten. Damit bauen Sie Hemmnisse bei den Kolleg*innen ab, die sonst vielleicht zurückhaltend sind, sich Ihnen mitzuteilen. Das kann analog durch die Betriebsratssprechstunde oder Arbeitsplatzbesuche oder digital in Talkformaten oder Chatgruppen erfolgen.
Wichtig ist: Wenn Sie den Kolleg*innen Angebote machen, sollten Sie diese auch unbedingt einhalten! Eine Sprechstunde, die nicht besetzt ist, oder ein Onlineforum im Intranet, in dem niemand antwortet, sind kontraproduktiv. Überlegen Sie daher im Gremium gut, welche Formate Sie anbieten wollen und auch dauerhaft personell gestemmt bekommen.
Nur weil Ihnen als Betriebsrat ein Sachverhalt hinlänglich bekannt ist, muss das bei den Kolleg*innen noch lange nicht so sein. Im Arbeitsalltag gehen viele Informationen einfach unter: Ein Newsletter wird in der Flut der E-Mails ungelesen gelöscht, am Aushang im Flur läuft man einfach vorbei, weil man in Gedanken schon bei der nächsten dringenden Aufgabe ist.
Scheuen Sie daher nicht davor zurück, wesentliche Informationen des Betriebsrats zu wiederholen und auch über verschiedene Kanäle zu kommunizieren. So können Sie z. B. eine geplante Betriebsvereinbarung mit einer kurzen Meldung ankündigen und zu einem späteren Zeitpunkt ausführlicher darüber berichten. Das Ganze können Sie per Aushang, Info-Flyer, im Intranet und per Newsletter kommunizieren – je nachdem, welche Medien in Ihrem Betrieb genutzt werden. So erhöhen Sie die Chancen, dass Ihre Informationen auch tatsächlich ankommen.
Und zu guter Letzt: Seien Sie nicht enttäuscht, wenn Sie trotz umfassender Angebote und Kommunikation nicht sofort mit Danksagungen aus der Belegschaft überschüttet werden. Eine gute Öffentlichkeitsarbeit und ein positiver Beziehungsaufbau brauchen Zeit und müssen in Ruhe wachsen. Und in dieser Zeit dürfen Sie als Gremium auch erproben, welche Maßnahmen für Sie passend und personell leistbar sind.