Betriebsratsvorsitzende können einen schweren Job haben. Einerseits sind sie „Gleiche unter Gleichen“ – andererseits sind sie u.a. verantwortlich für einen guten und rechtssicheren Verlauf der Sitzungen. Ideal wäre natürlich, wenn nach den Sitzungen alle zufrieden sind – sowohl inhaltlich als auch vom Ablauf her – dann können Sie als Vorsitzende/r davon ausgehen, dass Sie erfolgreich geleitet haben! Und Sie können davon ausgehen, dass fast jedes Mitglied sich bereitwillig einbringt.
Sitzungen sind an einem toten Punkt angekommen, Diskussionen drehen sich im Kreis, einzelne Mitglieder stellen wieder und wieder alles in Frage, es machen immer die gleichen die Arbeit – alle anderen schweigen, es wird gefühlt so viel „geschwafelt“, dass einigen die Lust an den Sitzungen vergeht. Mögliches Ergebnis: Beim Auseinandergehen sind sich viele einig: Das hätten wir schneller haben können – so wird das nie was… Passiert das öfter, ist es wahrscheinlich eine Frage der Zeit, bis die Bereitschaft sinkt, sich mit viel Engagement einzubringen. Und spätestens, wenn dieser Effekt einsetzt, beginnt für Betriebsratsvorsitzende die „Leidenszeit“. Es geht immer öfter im Gremium um Schuldzuweisungen, darum wer Recht hat oder besser Bescheid weiß – aus einem Miteinander wird ein zähes Gegeneinander, Fronten bilden sich, Frust macht sich breit.
Natürlich ist das exzellente Leiten einer Sitzung durch Betriebsratsvorsitzende allein kein Garant für gute Ergebnisse - schließlich ist jedes Mitglied für sich selbst verantwortlich. Aber sie haben die Möglichkeit, mit relativ wenig Aufwand und etwas Übung Sitzungen und Kommunikationsstrukturen methodisch so einzubringen, dass enorme Chancen auf ein gesundes Arbeitsklima im Gremium entstehen, die es allen erleichtern, sich konstruktiv einzubringen und die Arbeit auf viele Schultern zu verteilen.
So wird z.B. die Bedeutung von Zielformulierungen für einzelne Tagesordnungspunkte und das Nachdenken über passende Methoden, dieses Ziel zügig zu erreichen, völlig unterschätzt – um nicht zu sagen „belächelt“. Frei nach dem Motto: Das haben wir noch nie gebraucht…
Dabei hat es echten Charme, z.B. einen TOP für eine Sitzung nur mit 30 Minuten anzusetzen und folgendes Ziel festzulegen „Wir haben uns geeinigt, wie wir methodisch vorgehen.“ oder „Es steht fest, welches Ziel wir bei diesem Thema erreichen wollen“ oder „Alle offenen Fragen zu diesem Thema sind formuliert“. Durch dieses Aufteilen von Themen in kleine Pakete auf mehrere Sitzungen und mit der Klarheit, was nach dem TOP erreicht ist, entsteht ein wunderbarer Effekt. Meist sind diese Ziele in relativ kurzer Zeit tatsächlich erreicht. Die Konzentrationsfähigkeit ist häufig bei allen auf den Punkt da. Ein kurzer Zeitblock mit einem kleinen Ziel ist leichter zu moderieren und das Erfolgsgefühl motiviert die Gruppe, weil alle sehen, dass sie das Ziel gemeinsam erreicht haben. Natürlich könnten Sie jetzt sagen „dann werden wir ja nie fertig…“. Ich habe damit eine andere Erfahrung gemacht: Dieses Vorgehen geschickt bei den passenden TOP eingesetzt, kann Gremiumsarbeit sehr beleben. Probieren Sie es einfach mal aus: Denn so macht das Leiten von Sitzungen allen Spaß!